Jamestown News
25 April 2023

Symbole für Luxus und Moderne

Vor 100 Jahren schwappte die Art-Déco-Welle in die USA. Überall im Land entstanden raffinierte Fassaden und Innen-Dekors. Der zweite Weltkrieg beendete die vielleicht prägendste Architektur-Epoche der USA abrupt.

Im Überflüssigen das Notwendige zu sehen, das war das zentrale Credo des Art Déco. Eine Stilrichtung in Kunst, Design und vor allem in der Architektur, die aus dem Jugendstil hervorgegangen war. Eine Stilrichtung, die in Europa bis heute viele Straßenbilder prägt. Alles begann in Paris und breitete sich dann aus in die europäischen Hauptstädte – ihre herausragendsten Vertreter aber befinden sich in den USA.

Zu jener Zeit, Anfang der 1920er Jahre, durfte in Paris nur der Eiffelturm die Notre Dame überragen. In den US-Metropolen dagegen durften sogar Häuser an Wolken kratzen. Die ersten Wolkenkratzer entstanden zwar schon in den 1880er Jahren in Chicago, noch im Beaux-Arts- oder neoklassizistischen Stil. Aber dann in den 1920er Jahren verwendeten New Yorker Architekten für ihre Wolkenkratzer den neuen Art-Déco-Stil. Zunächst William van Alen mit dem Bau des Chrysler Building in New York, bei seiner Vollendung 1930 für kurze Zeit das höchste Gebäude der Welt. Und dann das Architektenbüro Spitzmaus, Lamm und Harmon mit dem Empire State Building, das nach seiner Fertigstellung 1931 für 40 Jahre diese Spitzenposition übernahm. Auch das modernere Rockefeller Center (Bauzeit 1930 bis 1939) zählt zu den Wahrzeichen des Art Déco.

Ein weiteres Parade-Beispiel des Art Déco in New York ist das frühere RCA Victor Building, heute General Electric Building. Von oben bis unten bedecken Zick-Zack-Muster und geometrische Flachreliefskulpturen die Fassaden und bizarre Türme und Blitze aus Stein bilden die sehr dekorative Krone. Mehr als eine Million Emaille- und Glasstücke ließ Star-Architekt John Walter Cross auf den Fassaden verbauen.

The Collins Avenue Collection

The Collins Avenue Collection befindet sich im historischen Art Déco Viertel von Miami - und ist Teil des Jamestown Porfolios.

Kombination aus moderner Ästhetik und feiner Handwerkskunst

Überhaupt zeichnet sich der Art-Déco-Stil durch seine Kombination aus moderner Ästhetik, feiner Handwerkskunst und teuren Materialien aus und wurde zum Symbol für Luxus und Moderne. Während der Stil bei Wohngebäuden selten verwendet wurde, fand er sich schon bald auf Büroimmobilien, Regierungsgebäuden, Bahnhöfen, Kinos und Kaufhäusern im ganzen Land wieder.

Beispiele sind das Rathaus und die Union Station in Los Angeles oder das Rathaus und das Kunstmuseum in Buffalo sowie das sogenannte „Hauptstadtgebäude“ in Baton Rouge, der Hauptstadt von Louisiana. Eines von zahllosen weiteren Beispielen aus dem „US National Register of Historic Places“ im Art-Déco-Stil ist auch das Paramount Theatre in Oakland. Selbst Brücken wie die Golden Gate Bridge, Kirchen oder Staudämme trugen typische Merkmale der neuen Art-Déco-Welle. Nur den Finanzinstituten war die neumodische Architekturkunst nicht ganz geheuer, nicht konservativ genug. Das Guardian Bank Building in Detroit, ursprünglich das Union Trust Building, ist wohl das einzige bekannte Beispiel für ein Finanzinstitut, das damals Art Déco verwendete.

Kirche in Tulsa und historisches Wahrzeichen

Kirche in Tulsa: Historisches Wahrzeichen, dass das Stadtbild prägt.

Art Déco innen wie außen

Der Überfluss zeigte sich aber nicht nur an den Außenfassaden, sondern setzte sich auch und vor allem im Inneren der Gebäude fort. So führt beim Rockefeller Center ein opulentes Eingangsportal in das Hauptgebäude, und dort öffnet sich eine Lobby mit überbordenden Art-Déco-Wandgemälden. Ein einziges bewundernswertes Kunstwerk ist auch das Foyer im 450 Sutter Street Building in San Francisco. Das wohl berühmteste Beispiel von Art Déco in der Innenarchitektur ist aber wohl die Radio City Music Hall, ebenfalls im Wolkenkratzerkomplex des Rockefeller Center gelegen.

Der Stil konkurrierte im Laufe der Zeit mit der modernistischen Architektur und endete 1939 mit Beginn des Zweiten Weltkriegs abrupt. Erst in den 1960er Jahren wurde Art Déco wiederentdeckt und viele der ursprünglichen Gebäude wurden restauriert. Heute sind sie historische Wahrzeichen, die ihr Stadtbild prägen. Dazu zählt exemplarisch eine große Anzahl von Art-Déco-Hotels, die zu einem historischen Gebiet, dem Miami Beach Architectural District, zusammengefasst und erhalten wurden. Es ist die größte Ansammlung an Art-Déco-Gebäuden weltweit. Keines ist so berühmt wie das Chrysler Building in New York, aber jedes für sich ein kleines Schmuckkästchen.

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