Pop-Up Museen in den USA: Kommerzialisierung der Kunst
Die junge Frau setzt ihr bezauberndstes Lächeln auf, streckt die Arme in die Luft und lässt sich dann rückwärts vom Beckenrand fallen. Ihre Freundin macht währenddessen unzählige Fotos auf dem Smartphone. Dann hält sie ihren Daumen hoch: Die Fotos sind gut geworden. Bei Instagram wird es dafür später unzählige Likes geben.
Das Becken, in das sich die junge Frau fallen lässt, ist kein gewöhnlicher Pool. Es ist ein Bällebad – gefüllt mit einer halben Million hellblauer Plastikbälle. Zu finden ist es in der Color Factory im Herzen des New Yorker Szeneviertels SoHo.
Die Jagd nach dem perfekten Foto
Die Color Factory gehört zu einem neuen Museumstyp, der in immer mehr US-Großstädten Einzug hält: dem Pop-Up-Museum. Das Besondere daran: Pop-Up-Museen öffnen meist nur für kurze Zeit ihre Pforten, sind interaktiv aufgebaut und beeindrucken mit ausgefallenen Kulissen und Fotomotiven. Anders als in den traditionellen Museen geht es bei ihnen nicht darum, Kunst zu konsumieren, sondern darum, sich selbst zu inszenieren, zu posieren – und dann ein „perfektes“ Foto zu machen.
In Zeiten, in denen „Influencer“ der neue Traumberuf ist und die Anzahl der „Likes“ ein wichtiger Gradmesser für die eigene Beliebtheit, reicht es vielen nicht mehr aus, eine Ausstellung nur zu besuchen. Man will auch nach außen hin zeigen, dass man die Ausstellung besucht hat – und das am besten mit Bildern, die aus der Masse herausstechen. Oder anders ausgedrückt: Die Besucher wollen Kunst nicht nur sehen, sondern Kunst sein.
Pop-Up-Museen sind dafür der ideale Ort. Denn ihre Kulissen und Installationen sind genau auf die Bedürfnisse des jungen und zumeist weiblichen Publikums ausgerichtet: Sie sind ausgefallen, hipp und bunt. Und weil die meisten Pop-Up-Museen bereits nach wenigen Monaten wieder schließen, haftet ihnen stets ein Hauch von Exklusivität an. Und diese Exklusivität lassen sich die Besucher gerne etwas kosten: Rund 30 bis 40 Dollar kostet der Eintritt in die Ausstellungen.
Kommerzialisierung der Kunst
Eines der ersten Instagram-Museen war das 29Rooms, das erstmalig 2015 in New York eröffnete und seither durch zahlreiche weitere amerikanische Städte getourt ist, darunter Chicago, Atlanta, Los Angeles und Washington, D.C. Mit dem 2016 ebenfalls in New York – im ehemaligen Jamestown Fondsobjekt Milk Studios – eröffneten Museum of Ice Cream nahm der Hype um die Instagram-Museen dann endgültig seinen Lauf. Zu sehen gab es dort neben einem mit Streuseln gefüllten Pool, unter anderem eine Wippe, die aussieht wie eine Eiskelle, und unzählige, kunterbunte Eiswaffeln. Wenig später folgten Museen wie das Happy Place und das Candytopia (beide in Los Angeles), das Museum of Selfies im kalifornischen Glendale sowie das Egg House und das Museum of Pizza (beide in New York). Sie alle waren nicht nur enorme Publikumsmagnete, sondern auch in den sozialen Netzwerken ein riesiger Erfolg.
In puncto Bildungsauftrag ist es mit den Pop-Up-Ausstellungen freilich nicht weit her. Der Untergang der traditionellen Museen droht dennoch nicht. Im Gegenteil: Von
der neuen Konkurrenz können die „Alten“ viel lernen: Sie erkennen zunehmend, welche Bedeutung eine starke Social-Media-Präsenz hat und wie wichtig es ist, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern die Besucher tatsächlich einzubinden. War das Fotografieren bislang in vielen Museen verboten, so findet auch hier zunehmend ein Umdenken statt. Das Museum of Fine Arts in Boston etwa fordert seine Besucher geradezu dazu auf, Fotos zu machen und diese anschließend zu teilen. Auf einem Schild am Anfang der Ausstellung steht: „Wenn du dein Foto von der Ausstellung nicht teilst, hast du sie dann wirklich besucht?“
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