Minimalistisches Leben: Amerikas neuer Leicht-Sinn
„Bigger is better“ – das ist die Idee, auf der die amerikanische Konsumgesellschaft gründet. Wohl nirgendwo sonst zeigt sich das so deutlich wie beim Flächenwachstum amerikanischer Einfamilienhäuser: Im Jahr 1973 wohnten durchschnittlich drei Personen auf einer Fläche von rund 142 Quadratmetern. Die Wohnfläche pro Person lag damit bei circa 47 Quadratmetern. Im Jahr 2015 wohnten im Schnitt nur noch 2,5 Personen gemeinsam in einem Einfamilienhaus – nun allerdings auf einer Fläche von knapp 230 Quadratmetern. Die Wohnfläche pro Person ist somit auf 90 Quadratmeter gestiegen – ein Wachstum von knapp 92 Prozent in 42 Jahren.
Groß war gestern: winzig wohnen im Minihaus
Seit einiger Zeit macht sich jedoch ein Gegentrend bemerkbar: weg von den riesigen Einfamilienhäusern mit begehbaren Kleiderschränken und Dreifachgarage, hin zum Allernötigsten. Immer mehr Amerikaner ziehen in Minihäuser, sogenannte Tiny Houses, mit einer Wohnfläche von gerade einmal 15 bis 45 Quadratmetern. Ähnlich wie in einem Wohnwagen befinden sich hier Küche, Bad, Schlaf- und Wohnzimmer auf engstem Raum. Durch minimalistische und möglichst multifunktionale Einrichtung gelingt es dennoch, eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen.
Entstanden ist das „Tiny House Movement“ bereits Ende der 1990er Jahre, doch erst seit der Immobilien- und Finanzkrise 2008 hat die Bewegung einen regelrechten Boom erlebt. Zur Popularität der Minihäuser beigetragen haben nicht zuletzt zahlreiche Serien und Dokumentationen, die das sogenannte „Downshifting“ und „Simple Living“ glorifizieren und das Leben auf minimalem Raum romantisieren.
Die Gründe, aus denen sich immer mehr Amerikaner für eine Lebensweise auf kleinem Fuß entscheiden, sind vielfältig. Ein maßgeblicher Faktor ist aber fast immer der finanzielle Aspekt: Nach Angaben der Tiny House Society kostet ein herkömmliches Einfamilienhaus in den USA durchschnittlich 272.000 US-Dollar, ein Minihaus hingegen nur 46.300 US-Dollar. Während der Anteil der Tiny Houses am amerikanischen Häusermarkt insgesamt noch immer gering ist, ist die Idee eines grundsätzlich minimalistischen Lebensstils längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Was nicht glücklich macht, kann weg
Zu den Vorreitern des neuen Minimalismus gehören Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus, die ihre Erfahrungen insbesondere im Internet auf ihrem Blog „The Minimalists“ sowie in Vorträgen, Büchern und Dokumentarfilmen mit über 20 Millionen Menschen teilen.
Ausschlaggebend für ihren Lebenswandel war die Erkenntnis, dass die materiellen Dinge sie nicht nachhaltig glücklich machten. Auf ihrem Blog erklären sie, dass sie alles gehabt hätten, was zum American Dream gehöre: Karrieren mit sechsstelligen Gehältern, Luxusautos und übergroße Häuser. Doch tief in sich hätten sie weiterhin eine Leere gespürt, die sie einfach nicht hätten füllen können – egal, wie viele Dinge sie sich zusätzlich anschafften.
Freiheit statt Besitz
Sie erkannten: Was sie brauchten, war nicht mehr Besitz, sondern mehr Freiheit. Der Minimalismus habe ihnen dabei geholfen, über das Materielle hinwegzukommen und Raum für die Dinge zu schaffen, die wirklich zählten. Dabei räumen sie mit einem weit verbreiteten Irrglauben auf:„Minimalisten fokussieren sich nicht darauf, immer weniger zu haben. Wir fokussieren uns darauf, Platz für mehr zu schaffen: mehr Zeit, mehr Leidenschaft, mehr Kreativität, mehr Erfahrungen, mehr Zuwendung, mehr Zufriedenheit, mehr Freiheit.“
Diese Einstellung kommt vor allem bei den Millennials gut an: Freiheit und Sinnhaftigkeit sind ihnen wichtiger als ein gutes Gehalt. Besitz wird in der Sharing Economy nicht mehr als Statussymbol gesehen, sondern vor allem als Belastung. Weniger ist für diese zwischen 1980 und der Jahrtausendwende geborene Generation tatsächlich mehr.
Ein Ende des Konsums bedeutet der neue Minimalismus aber dennoch nicht. Denn Millennials sind durchaus bereit, viel Geld für Dinge auszugeben. Die treibende Frage ist dabei aber stets: Wird dieser Kauf mein Leben tatsächlich bereichern und mich nachhaltig glücklicher machen? Und diese Frage kann, wenn man ehrlich ist, nur für die allerwenigsten Dinge tatsächlich mit „ja“ beantwortet werden.
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