Claire Bernard, Leasing Managerin Food and Beverages bei Jamestown
Der Mietermix als Spiegel der Community: Interview mit Claire Bernard, Leasing Managerin Food and Beverages
Chelsea Market ist die wohl bekannteste Markthalle der Welt. Doch wie findet man die richtigen Mieter? Und was zeichnet einen erfolgreichen Mietermix aus? Darüber sprechen wir mit Claire Bernard, Leasing Managerin Food and Beverages bei Jamestown in New York.
Chelsea Market ist in New York jedem ein Begriff: Im Herzen Manhattans gelegen, gehört das etwa 260 Meter lange, gemischt genutzte Gebäude zu einem der beliebtesten Treffpunkte sowohl von Einheimischen als auch Touristen. Wesentlicher Grund hierfür ist die Food Hall im Erdgeschoss des Gebäudes, die jährlich über neun Millionen Besucher anlockt. Jamestown verkaufte das Objekt im Jahr 2018 mit hohem Gewinn, die Markthalle und die Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss werden aber bis heute von Jamestown verwaltet.
Claire Bernard arbeitet seit Frühjahr 2021 als Leasing Managerin Food and Beverages bei Jamestown und ist wesentlich an dem Erfolg der Food Hall beteiligt. Bevor sie zu Jamestown kam, war sie rund sechs Jahre lang für Urbanspace tätig, einen Projektentwickler, der auf die Entwicklung von Freiluftmärkten und Markthallen spezialisiert ist. Zuvor hat Bernard bei The Licensing Company gearbeitet und war dort unter anderem für die Markenentwicklung von Kunden wie der US-Brauerei Anheuser-Busch und dem Süßwarenhersteller Jelly Belly Candy Company zuständig. Im Interview berichtet sie, wie sie auf neue, innovative Food-Konzepte aufmerksam wird, was die richtigen Mieter auszeichnet und welche Ernährungstrends aktuell besonders an Bedeutung gewinnen.
Frau Bernard, Sie sind „Leasing Managerin Food and Beverages”. Was genau kann man sich darunter vorstellen?
Als Leasing Managerin Food and Beverages ist es meine Hauptaufgabe, Vermietungskonzepte für die Jamestown-Immobilien mit gastronomischer Nutzung in New York und Boston zu entwickeln und geeignete Gastromieter zu gewinnen. Die Objekte, die ich derzeit am intensivsten betreue, sind die gemischt genutzten Immobilien Chelsea Market und Pier 57 in Manhattan. Beide verfügen im Erdgeschoss über eine große Food Hall.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Einen typischen Arbeitstag gibt es nicht, dafür sind meine Aufgaben zu vielfältig. Ich arbeite sehr proaktiv und bin viel in der Stadt unterwegs. Manchmal verbringe ich einen ganzen Tag in einem bestimmten Viertel, um neue Gastrokonzepte kennenzulernen und einen ersten Eindruck davon zu gewinnen, ob sie zu einer unserer Immobilien passen könnten. Außerdem bin ich viel auf Food-Events und -Festivals, besuche neue Pop-Up-Restaurants und tausche mich intensiv mit unseren Mietern und Leuten aus der Szene aus. Die Vermietung ist ein „high-touch“-Business, bei dem der persönliche Kontakt zu den Menschen extrem wichtig ist.
Was zeichnet die richtigen Mieter für die Jamestown-Immobilien aus?
In unseren Food Halls wie Chelsea Market und Pier 57, aber auch bei Ponce City Market in Atlanta oder Ghirardelli Square in San Francisco halten wir uns bewusst fern von großen Ketten. Wir wollen uns von anderen abheben und haben den Anspruch, dass unsere Mieter entweder die Ersten oder die Besten in ihrem Bereich sind. Entweder haben sie also ein völlig neues Konzept, das es so noch nicht gibt, oder sie sind in ihrer Nische außergewöhnlich gut. Unsere gastronomischen Mieter sollen Treiber für unsere Strategie des „Placemaking“ sein und unsere Laufkundschaft erhöhen. Ziel ist es, dass sie die Besucher immer wieder aufs Neue anziehen und dazu beitragen, dass unsere Standorte zu echten Destinationen werden.
Worauf achten Sie beim Mietermix besonders?
Gerade in einer so großen und bunten Stadt wie New York ist es uns sehr wichtig, dass sich die Diversität der Menschen in unserem Mietermix widerspiegelt. Unsere Besucher sollen einen breiten Mix an erstklassigen New Yorker Food-Unternehmen kennenlernen und einen authentischen Einblick in die kulinarische Vielfalt der Stadt bekommen. Darüber hinaus ist uns wichtig, dass der Wettbewerb unserer Mieter untereinander möglichst gering ist. Deshalb achten wir darauf, dass jeder Mieter seine ganz eigene Nische hat, in der er erfolgreich ist.
Wie unterstützen Sie Ihre Mieter und in wie weit gehen Sie auf individuelle Bedürfnisse und Anforderungen ein?
Wenn wir ein Gastrokonzept spannend finden, prüfen wir den potenziellen Mieter auf Herz und Nieren. Wir schauen uns seine Stärken und Talente sehr genau an, überprüfen aber auch, welche Schwächen er hat und wo sich entscheidende Stellschrauben befinden. Und genau dort setzen wir dann an. Ob bei Preisstrategie, Speisekarte oder Markenpositionierung, bei der Innenausstattung oder dem geeigneten Küchen-Layout: Bei Jamestown haben wir jahrzehntelange Erfahrung in der Entwicklung erfolgreicher Food-Konzepte und dieses Wissen nutzen wir gerne, um unsere Mieter bei jedem Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltig erfolgreichen Unternehmen zu begleiten. Ich glaube, dass diese Herangehensweise wirklich besonders ist und uns von anderen Immobilienunternehmen abhebt. Denn jede Idee, jedes Konzept und jeder Gestaltungsprozess ist neu und einzigartig.
Es klingt so, als würden Sie viel Zeit und Geld in Ihre Mieter investieren?
Das tun wir in der Tat. Denn wir wissen, dass sich das Engagement auszahlt. Orte wie Chelsea Market sind optimal geeignet, um neue, innovative Konzepte einem breiten Publikum vorzustellen und Unternehmen wachsen zu lassen. Letztendlich profitieren davon aber nicht nur unsere Mieter, sondern auch Jamestown selbst und unsere Anleger. Die Mieter sind das Rückgrat unserer Immobilien und je erfolgreicher sie sind, desto erfolgreicher sind auch wir. Das gilt insbesondere, weil wir oft Umsatzmieten vereinbaren: Mit den Umsätzen der Mieter steigen also auch unsere Mieteinnahmen.
Welche Trends gewinnen Ihrer Einschätzung nach aktuell besonders an Bedeutung?
Ein wichtiges Thema ist das wachsende Umweltbewusstsein der Kundschaft. Pflanzliche, klimafreundliche Fleischalternativen werden immer stärker nachgefragt, genauso wie regionale und lokale Produkte. Ein aktuelles Trendthema ist außerdem die Kombination von „High“ und „Low“, also von edlen oder aufwendigen Produkten mit einfachen Speisen. Dann gibt es beispielsweise Champagner als Begleitung zu Pommes Frites oder einem einfachen Hühnchengericht. Darüber hinaus gewinnen Branding und Design zunehmend an Bedeutung, wenn es um den Erfolg von Food-Unternehmen geht: Das Essen soll nicht nur gut schmecken, es soll auch optisch etwas hermachen. Und auch der Ort selbst spielt für die Ästhetik eine entscheidende Rolle. Denn die Kunden wollen Fotos machen und zeigen, wo sie hingehen.